Familienurlaub 1999, Hecht und Schweden...

Schweden, Skagernsee (beim Vänernsee), Mai - Juni 1999

Gensingen „Familienurlaub, Hecht und Schweden...“ „Nein, Familienurlaub, Hechtangeln und Schweden – das geht doch nicht“! Oh doch! 1999 fuhren Louisa (2 Jahre), Marius (4 Jahre), meine Frau Hille und ich Mitte Mai gegen Norden.

Unterwegs wurden die Kinder in den Pausen mit etwas Fußball und Spielen bei Laune gehalten. Durch die gute Verpflegung von Hille und das Spielen wurde die Moral der Kleinen immer wieder aufgerichtet.

Und so näherten wir uns stressfrei Kilometer für Kilometer unserem Ziel.

 

Zuerst ging es rauf nach Dänemark und von dort aus mit der Fähre rüber nach Göteborg.

Von da aus waren es noch ein paar Stunden Richtung Stockholm zum Vänernsee, der grob gesagt etwa in der Mitte zwischen Göteborg und Stockholm liegt. Unsere Unterkunft lag an einem kleineren See, dem Skagernsee, der südostlich vom Vänernsee vorzufinden ist. Dort durften wir ein traumhaftes Häuschen für 4 Wochen unser Eigen nennen!


Es lag oberhalb eines kleinen Hafens mit Blick direkt über den See. Eine super Veranda rund um das Haus, sodass die Kinder mit Traktor und Bobby-Car ebenfalls einen sicheren „Spielplatz“ vorfanden.

Die tollen und großen Grasflächen zum Ballspielen erwähne ich nur am Rande. Weiterhin war auf der Veranda in direkter Nähe der Küche eine windgeschützte Grillecke vom Vermieter gebaut worden.

Schnell wurde der vollbeladene VW T-4 Bus ausgepackt, die Betten vorbereitet, Küche eingeräumt und das Angelgerät in der Sauna untergebracht.

Meine Frau Hille war so begeistert von der Landschaft und dem See, dass sie vorerst gar nicht merkte, dass es nur 10°C warm war. Denn wir hatten noch Mai!

Morgens beim Frühstück konnte sie aus dem Fenster auf ein Thermometer schauen, was dann endlich das Geheimnis lüftete. „Schatz, meinst du das bleibt so“ lautet die Frage. Ich sagte, dass es höchstwahrscheinlich noch ca. eine Woche so bleiben wird und dann stetig die Temperatur steigen wird. Und genau so war es auch!

In der ersten kühleren Woche, wurden Spaziergänge und Fahrten zu den anderen Seen unternommen und auch die ersten Ausfahrten zum Spinnfischen konnten beginnen.

Anfangs konnte ich kaum einen Fisch auf dem Echolot ausmachen und ich hatte auch keinen Kontakt an der Rute.

Die Einheimischen hatten mir mitgeteilt, dass das Wasser noch nicht temperiert sei und man noch etwas auf die heißgeliebte Sonne warten sollte. Somit war wieder Raum für Familienaktivitäten, wie zum Beispiel einen Besuch im Yachthafen in Mariestadt mit anschließenden Eisessen oder einem Tagesausflug in ein Wellness-Bad wie geschaffen.

Und immer wieder ging es durch atemberaubende Landschaften. Zwischendurch wurden Räucherfische gegessen, die man am Straßenrand bei Fischern noch warm kaufen konnte. Die Kinder aßen Felchen, Barsch und auch Hechtfilet bis zum Umfallen. Gut gestärkt ging es dann wieder nach Hause, wo bei einem Kaminfeuer ein paar Bier vernichtet wurden. Nachts färbte sich der Himmel von gelb-orange über pink zu fast lila. So etwas hatte ich zuvor nur in Norwegen sehen können. Mit der ganzen Familie standen wir auf der Veranda, stellenweise noch um 24.00 Uhr, und schauten uns den tollen Himmel an.


In der zweiten Woche kam auch die Sonne heraus und es ging zum Strandbad, wo die Kinder im Sand spielen konnten. Hille und ich lagen in der Sonne, die schon sehr intensiv war. Und so holten wir uns den ersten Sonnenbrand, da wir das eincremen für nicht nötig hielten, denn ein leichter Wind brachte eine permanente Abkühlung. Da man ein harter Mann sein wollte versuchte ich in das Wasser zu gehen. Ich kam wirklich nur bis zu den Oberschenkeln in das „Eiswasser“ – dann war Schluss! Es war noch so extrem kalt, dass ich abends Schmerzen in der Nierengegend und im Rücken hatte. Das war immer noch ein Zeichen für mich, dass die Fischerei noch etwas auf sich warten ließ.


Eine Tour quer durch einen Nationalpark wurde gemacht, um zum nächsten großen See, den Vätternsee, zu kommen. Auch hier fanden wir kleine Seen inmitten von saftig grünen Tannenwäldern.

Die Felsen am Uferrand waren mit Moos und Flechten überzogen. Des Öfteren hielten wir am Straßenrand an und ließen uns von der phantastischen Natur verführen.

Louisa und Marius fanden es nicht so toll, da sie für solche Impressionen nichts übrig hatten.

Louisa hätte lieber einen Eisladen und Marius ein paar Bagger oder Lkws im Einsatz gesehen.

Aber am Vätternsee fanden wir die ultimative Räucherei – direkt am See mit Sitzgelegenheit. Vor Ort kamen aus dem Räucherofen die Felchen und die Binnenlachsstückchen!

Ein paar Dosen Coca-Cola und die Schlemmerei konnte losgehen.

Abends zu Hause hatte Grillmeister Marius wieder alle Hände voll zu tun das Feuer zu machen.

 

Ein paar „Käsegriller“ und Steaks wurden von Marius aufgelegt und anschließend genussvoll verspeist.

 

 

Mit etwas kühlem Sekt auf der Veranda konnte auch dieser wunderschöne Tag zu Ende gehen!

Doch was war das? Ein Schleppboot mit ~8-10 Ruten gespickt durchbrach die spiegelglatte Oberfläche des Sees! Es war ein Ryds 535 aus dem kleinen Hafen! Nach ein paar Stunden, es war gegen Mitternacht, stand ich am Anlegesteg um mit den Angelkollegen zu sprechen. Etwas alkoholisiert und auf gebrochenem schwedenenglisch berichteten die beiden Angler von ihrer Fahrt. Einen 18 Pfund Hecht und einen 16 Pfund Gulspang-Lachs (Binnenlachs) hatten sie im Boot. Meine Adrenalinspeicher waren sofort leer und eine Ausfahrt am nächsten Tag war schon im Plan drin.

Morgens gegen 08.00h, nach einer Tasse Kaffee, fuhr ich ebenfalls mit Schleppruten bewaffnet auf den See hinaus. Die ersten Stunden ohne Kontakt – dann fand ich eine schmale Schneise zwischen einer Insel und dem Ufer auf der anderen Seite des Sees. Die Uferregion war gesäumt von Schilf und auch die Wassertiefe von max. 4m versprach einiges. Rutenhalter montiert, Wobbler angebunden und Planerboards raus um an das Schilf zu kommen. Hinten heraus 2 Ruten mit unterschiedlich tieflaufenden Wobblern.

Nach etwa 10min. bog sich die flachlaufende hintere Rute. „Sch..ße Hänger! Oh, der Hänger schlägt", dachte ich und tatsächlich - ein Fisch hatte den ~12cm Rapala Husky in Bachforellenmuster genommen.

Nach ein paar Minuten war der Frust groß – der Fisch stieg aus.

Sofort alle Ruten rein und einen großen Bogen fahren, um erneut den Standplatz des Fisches anzufahren. 

Gleiches Spiel wie vorher! Und wieder bekam ich einen Biss! Aber dieses Mal hatte ich die Nase vorne. Ein Hecht von ~75cm und 7-8 Pfund konnte ins Boot geholt werden. Sofort ging es etwa 4-5km quer über den See heimwärts. 

Hille saß noch mit den Kindern beim Frühstück. Als Marius den Hecht sah war er nicht mehr zu halten. Die Zähne mussten begutachtet werden und auch der Schwanz war für den kleinen Mann beeindruckend. Kaffee, Brötchen, Fisch filetieren und einfrieren waren jetzt die Tätigkeiten für die nächsten beiden Stunden.

Und so verbrachten wir die nächsten Tage zwischen morgendlichem Angeln und Strandurlaub ab dem Mittag.

 

In den letzten Wochen fing ich, ebenfalls beim Schleppfischen, noch einen Hecht von 103,5cm, allerdings mit nur 11,5 Pfund! Er war ein richtiges Wasserleitungsrohr – so dünn war er.

 

Marius hielt noch einen kleinen Esox in die Kamera, der den Wobbler dermaßen über biß, dass die Drillinge in den Kiemen hingen. Da er dadurch extrem stark blutete wurde der ~5dm kleine Hecht mitgenommen.

Die Temperaturen stiegen immer weiter, sodass die Natur immer mehr aufwachte. Rund um das Haus kamen kleine Blumen aus der Wiese empor und das Gras spross dermaßen, dass Louisa und Marius sich verstecken konnten.

Zwischendurch hatten wir noch eine kleine Boots-Tour mit den Kindern arrangiert, wobei die beiden nach ca. 10 min. einschliefen, obwohl der 10 PS Zwei-Takter aus vollem Halse brüllte.


Mitte Juni war der Urlaub dann zu Ende.

 

Die Heimreise gestaltete sich ebenfalls sehr entspannt, zu mal wir eine super gute Überfahrt nach Dänemark hatten. Wir fuhren mit einer normalen Fähre und nicht wie bei der Hinfahrt mit einem Katamaran. Deshalb konnten wir bei strahlendem Sonnenschein auf dem Achterdeck ganz oben die Aussicht genießen.

 

Heute, 2004, sagen die Kinder immer noch „wann fahren wir wieder zu Ulla und Björn“. Sie waren unsere netten Hausbesitzer, welche hinter uns wohnten und uns in allen Angelegenheiten unterstützt und beraten hatten!

 

Das war ein wunderschöner Urlaub gewesen.

 

"Und es geht doch! Familie und Angeln passen wunderbar zusammen!"

Upps, was jetzt?
Upps, was jetzt?

Impressionen!